Denk mal! Im September 2021...

„Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll.“ (Ps. 143, 8b) Liebe Gemeinde, jede Wanderung beginnt mit dem ersten Schritt.

 

Diese Einsicht teilen erfahrene Wanderer und Pilgerinnen gern mit denen, die etwas ängstlich sind, wenn sie über eine lange Mehrtageswanderung nachdenken. „So lange werden wir unterwegs sein? Werde ich überhaupt durchhalten?“, diese Gedanken stehen dann im Raum. Die Ausrüstung ist zusammengestellt und die Wegstrecke benannt, kurze Trainingsstrecken sind erprobt. Und nun heißt es: losgehen. Den ersten Schritt wagen. Sich dem Weg anvertrauen und den Herausforderungen des Weges stellen.
Da tut es gut, wenn wir Christinnen und Christen uns daran erinnern, dass unser Gott seit jeher ein Gott ist, der mitgeht. Das Alte Testament erzählt davon, wie Gott sein Volk Israel ins verheißene Land geführt hat. Des Tags war er als Wolkensäule sichtbar und des Nachts hat er ihnen als Feuersäule Orientierung gegeben. Israel musste viele Krisen durchstehen, bis es endlich im gelobten Land ankommen sollte. Niemand soll sich etwas vormachen: auch wer mit Gott unterwegs ist, muss sich schwierigen Situationen stellen, Gefahren bestehen und so manche Durststrecke überleben. Aber, wer mit Gott unterwegs ist, der weiß, wohin er im Leben geht und er geht nicht allein.
Gott hat seine Nähe und seinen Beistand jedem getauften Menschenkind versprochen und bei der Konfirmation haben sie dann selbst JA zu ihm und seinen guten Angeboten zum Leben gesagt.
Der Bund ist geschlossen und Gott hält ihn durch.
Wer den ersten Schritt wagt, um sich auf eine lange Wanderung zu begeben, darf sich also in bester Gesellschaft wähnen.
Auf den ersten Schritt folgt der nächste und schon bald ist der Wandernde im Fluss der Bewegung, seinem Ziel entgegen. Und wenn er lebensklug ist, erkennt er, dass auch „der Weg bereits das Ziel ist“.
Egal, ob es ein erster Schritt ist oder die 27. Etappe einer langen Wanderung, jeder Augenblick ist ein Geschenk Gottes, vor seinem Angesicht und in seiner Nähe leben zu dürfen.
Wenn sich die vier evangelischen Gemeinden auf den Weg zu stärkerer Kooperation begeben, die – nach Vorgabe des Pfarrstellenrahmenplans - 2030 erreicht sein soll, dann ist das auch ein Weg der kleinen Schritte.
Die vier Presbyterien werden in der nächsten Zeit richtungsweisende und wichtige Entscheidungen treffen, die uns alle angehen. Das ist für die Stärkung der Regionalisierung unausweichlich. Und ich vermute, dass sich die eine oder andere Verunsicherung nicht vermeiden lassen.
Aber wie jede Wanderung mit dem ersten Schritt beginnt, so hat die Annäherung der vier Gemeinden schon längst begonnen. Es ist ein gemeinsamer Weg mit vielen kleinen Schritten: das gemeinsame Reformationsgedenken am 31.10, das reihum in den Gemeinden gefeiert wird; der gemeinsame Gottesdienst an Himmelfahrt; der Kanzeltausch; die gegenseitigen Einladungen zu Veranstaltungen; Teilnahme an Gemeindefahrten und Glaubenskursen; Besuche bei Gottesdiensten; der Regionalkonvent der Pfarrer*innen; das jährliche Treffen der Presbyterien zum geselligen Grillen und noch vieles mehr.
Diese kleinen Schritte kennen wir schon, sie sind uns vertraut.
Und wir sind bereit, sie auszubauen und neue Schritte zu wagen.
Wäre es nicht schön, wenn wir in der Kirchenmusik oder in der Jugendarbeit neue Projekte gemeinsam erproben würden? Oder noch ganz neue Ideen aufnehmen, um die Menschen für Gott und seine gute Botschaft zu begeistern?
Wir haben einen Weg vor uns und wir haben ein vorgegebenes Ziel zu erreichen. Das ist und bleibt die Herausforderung.
Ich vertraue darauf, dass Gott ein wachsames Auge auf alle unsere Schritte hat. Wir werden nicht verloren gehen.
Im Gegenteil: Wir dürfen unserer inneren Neugier und Gestaltungsfreude Raum geben und uns auf den Weg machen.

Gemeinsam – mit kleinen Schritten – Tag für Tag – unter Gottes gutem Geleit!

Ich wünsche uns allen einen schönen Wander- und Pilgerherbst.
Gottes Segen begleite Sie und Ihre Lieben. 

Herzlichst
Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk