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Aus dem Presbyterium
Liebe Gemeinde, in diesen Tagen sprechen alle von Transformation, auch in der Kirche. Gemeint ist damit ein komplexer Prozess der Veränderung.
Auch bei uns in Kerpen ist es nötig, sich damit immer wieder zu beschäftigen. Was müssen wir ändern, um zukunftsfähig zu werden und zu bleiben?
Im Rahmen der Transformation der evangelischen Kirche im Rheinland bewegen sich Gemeinden aufeinander zu und sogar ganze Kirchenkreise geben ihre Selbständigkeit auf und fusionieren. Zum 1.1.2026 wird durch Fusion der drei Kirchenkreise Köln-Nord, Köln-Mitte und Köln-Süd der eine Kirchenkreis „Köln linksrheinisch“ entstehen, zu dem auch wir gehören. Das ist eine große Veränderung, die Auswirkungen auf alle Bereiche des kirchlichen Lebens hat, so z.B. eine deutlich größere Kreissynode, Pfarrkonvent, etc.
Viele Gemeinden in unserem Kirchenkreis sind bereits fusioniert oder befinden sich aktiv in Fusionsgesprächen.
Zum 1.1.2026 wird aus den ehemals selbständigen Gemeinde Brüggen und Horrem die neue „Melanchtonkirchengemeinde“. Das ist ein großer Schritt, den unsere Nachbarkirchengemeinden tun und wir wünschen der neuen Gemeinde gutes Gelingen und vor allem Gottes Segen.
Wer die Gemeindeversammlungen in den letzten Jahren besucht und die Nachrichten unserer Gemeinde aufmerksam verfolgt hat, der weiß, dass auch wir Kerpener uns bewegen, sprich verändern müssen. Die Transformation macht nicht vor unserer Kirchentür halt.
Im vergangenen September haben wir unser Gemeindefest unter das Motto „Gemeinsam auf dem Weg“ gefeiert und uns noch einmal für den Weg gestärkt. Es war gut, zu erleben, dass sich alle Generationen beim Fest begegnet sind und gemeinsam Gottesdienst gefeiert haben. Alle, die dabei waren, haben es gespürt: Kerpen ist eine lebendige Gemeinde!
Doch auch das schönste Festerleben kann uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir nicht auf einer Insel leben.
Zur Wahrheit gehört, dass auch unsere Gemeinde dem demographischen Wandel unterworfen ist. Wir werden leider immer weniger. Der Tod raubt uns mehr Gemeindeglieder als durch Geburt und Taufe hinzukommen. Und dazu kommen die Austritte, mit denen manche deutlich sagen: Wir fühlen uns nicht mehr zugehörig und wollen die Arbeit der Kirche nicht weiter unterstützen. Und damit sagen sie auch: Wir wollen uns nicht finanziell einsetzen dafür, dass weiter regelmäßig Gottesdienste in der Kirche, in der Schule, im Altenheim gefeiert werden, wir geben unser Geld nicht für Konfirmandenarbeit, Seniorenarbeit, nicht für Kirchenmusik und Chor, nicht für Seelsorge, Taufen, Trauungen, Konfirmationen, kirchliche Beerdigungen und auch nicht für Arbeit in der evangelischen Kindertagesstätte.
Der demographische Wandel und der Rückgang der Kirchenmitglieder haben zur Folge, dass das Kirchensteueraufkommen abnimmt und ganz konkret die finanziellen Mittel für unsere Gemeinde Kerpen weniger werden. Zugleich aber steigen auch für die Gemeinde die Personalkosten, die Energiepreise und alles, was für das Gemeindeleben erworben werden muss und der Inflation unterliegt.
Dass da das Gleichgewicht aus den Fugen gerät, kann niemanden wundern.
Dazu kommt der Beschluss der Landessynode, bis 2035 klimagasneutral zu werden. Das bedeutet für die Gemeinde - und insbesondere für den Baukirchmeister - eine Gebäudestrukturanalyse muss erstellt werden und der Gebäudebedarf ist zu ermitteln, denn die Gebäude, die wir halten wollen, müssen energetisch so ertüchtigt werden, dass sie dem Kriterium der Klimagasneutralität genügen. Das sind „dicke Bretter“, die wir als Presbyterium mit unseren ehrenamtlichen Kräften „bohren“ müssen. Und jeder Hausbesitzer weiß, dass energetische Sanierungen viel Geld kosten.
Die Finanzmittel aber werden – wie bereits dargelegt – immer geringer.
Deshalb beschäftigt sich das Presbyterium schon seit geraumer Zeit mit der Frage, wie sich die Gemeinde verändern muss, um zukunftsfähig zu sein. Wir wollen, dass es auch in Zukunft verlässlich Gottesdienste, Kasualien und Seelsorge in Kerpen gibt. Die nötigen Schritte sind nicht populär und es braucht mutige Entscheidungen, die keinem im Presbyterium leichtgefallen sind.
Bereits im Januar 2025 haben wir auf der Gemeindeversammlung bekannt gemacht, dass sich das Presbyterium schweren Herzens dazu entschieden hat, einen Entwidmungsprozess für die Johann-Bugenhagen-Kirche in Blatzheim einzuleiten. Dieser Prozess läuft und gegenwärtig prüft eine Arbeitsgruppe zusammen mit dem Bau- und Finanzkirchmeister Wolfgang Schmidt, welche Möglichkeiten zur Nachnutzung des Gebäudes bestehen. Für gute Hinweise und Ideen sind wir immer dankbar. Erst, wenn der Entwidmungsgottesdienst begangen worden ist, ist der Prozess abgeschlossen. Da sind wir noch auf dem Weg.
Wahr ist auch, dass es im kommenden Jahr personell einen großen Einschnitt geben wird. Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul wird im Sommer 2026 in den wohlverdienten Ruhestand gehen und ihre Stelle wird wegen des Pfarrstellenrahmenplans ersatzlos gestrichen. Gegenwärtig bemühen wir uns
darum eine/n Diakon/in mit Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendarbeit zu finden. Denn die KJA konnte ebenso wie die Kirchenmusik bisher nicht mit Hauptamtlichen besetzt werden. Wir spüren den Mangel an hauptamtlich Mitarbeitenden deutlich.
Und auch unsere Kindertagesstätte leidet schon seit vielen Jahren unter personellen Problemen. Es gibt keine Erzieher/innen, die sich auf die freien Stellen bewerben. Die Kita ist deshalb schon lange und immer wieder neu ein „Sorgenkind“ der Gemeinde. In der Not und um den Betrieb möglichst gut zu
gewährleisten, beschäftigen wir bereits seit vielen Monaten Mitarbeitende von Personaldienstleistern. Das hat, da die Kibiz-Zuweisungen nicht auskömmlich sind, die finanziellen Mittel gehörig belastet.
Auch hier bemüht sich das Presbyterium schon lange und immer wieder neu um gute Lösungen. Viele Gespräche und Ideen, einen evangelischen Träger zu finden, haben nicht gefruchtet, während sich die personelle und wirtschaftliche Situation immer weiter zugespitzt haben. Nun hat das Presbyterium – nach langem Ringen und schweren Herzens – die Trägerschaft bei der Stadt Kerpen fristgerecht gekündigt. Die Übergabe der Kita wird zum 1.8.2027 in Kraft treten.
Wir wünschen und sehen für die Kinder, Eltern und Erzieherinnen darin größtmögliche Kontinuität, Verlässlichkeit und Sicherheit. Dabei wird die Gemeinde weiterhin zuverlässig allen Kindern und Eltern sowie allen Beschäftigten eine geistliche Heimat sein, in der sie sich nach Kräften im Kindergottesdienst, bei Festen und in Familiengottesdiensten, in der Kinder- und Jugendarbeit und an allen Orten gemeindlichen Lebens einbringen und teilhaben können.
Wir sind gemeinsam auf dem Weg. Wir sind es in unsicheren Zeiten.
Das Presbyterium tut alles, damit wir – bei allen Veränderungen – auch weiterhin in Kerpen als Gemeinde Jesu Christi leben und sichtbar sein können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk, Vorsitzende des Presbyteriums
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