Denk mal! Im Juni 2018...

„Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt.11,28)

jetzt erreicht der Sommer bald seinen Zenit und viele freuen sich auf einen schönen Urlaub. Eine echte Auszeit soll der Urlaub sein, eine Zeit zum Erholen und Ausspannen, weit weg von dem, was uns Sorgen bereitet und das Leben schwer macht. Und dass das Leben nicht immer einfach ist, davon kann jede und jeder ein Lied singen. Schwierigkeiten im Beruf und in der Familie, gesundheitliche Probleme, Angehörige, die gepflegt werden müssen, finanzielle Engpässe, drohende Arbeitslosigkeit, Existenz- und Zukunftsängste sind in unserer schnellen Zeit und in unserer globalisierten Welt geradezu vorprogrammiert. Wer könnte sich davon frei machen. Und dann kommt der Gedanke verlockend daher: Einfach eine räumliche Distanz zwischen sich und die Probleme legen, und schon sind die Sorgen und Lasten des Alltags vergessen.

Ach, wenn das Leben so einfach wäre. Das erinnert mich an einen Film, in dem der Hauptdarsteller seiner Frau freudestrahlend zuruft: „Liebling, pack die Koffer, wir ziehen um!“ Und er tut dies in der festen Hoffnung darauf, dass die Probleme am alten Wohnort zurückbleiben. Sie ahnen schon, es ist nicht gut ausgegangen. Denn das lehrt uns das Leben sehr schnell: Du kannst deinen Problemen nicht einfach davonlaufen oder –fahren. Nicht einmal ein Umzug in ein noch so fernes Land klärt, was ungeklärt zurückbleiben soll. Sondern wie in einem unsichtbaren Rucksack trägt man alles Belastende als Gepäckstück mit. Das Einzige, was wirklich hilft in einer solchen Situation ist, seinen ganzen Mut zusammenzunehmen und der Wirklichkeit standzuhalten. Genau hinsehen, was mich belastet. Vorsichtig umschreiben und immer konkreter benennen, was mir Sorgen und schlaflose Nächte bereitet. Tapfer auszuhalten, wenn ich feststelle, dass ich selbst nur geringe Möglichkeiten habe, etwas zu verändern. Und mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten versuchen, etwas zu verändern, also den Handlungsspielraum, den ich habe, nutzen. Und eines tut in einer solchen Situation gut: Alles aussprechen zu können, was das Herz schwer macht. Unzensiert, ohne Angst davor, missverstanden zu werden, sich einfach das Herz erleichtern. Das Gebet ist eine Jahrtausende alte und bewährte Möglichkeit, sich an Gott zu wenden.

Gott sagen, wovor ich fliehen möchte, tut gut. Ihm anvertrauen, was mir die Luft nimmt, welche Last zu schwer ist. Und dann erfahren, dass er da ist. Unsichtbar und dennoch spürbar, ein treuer Begleiter, einer, der aushält, was ich selber nicht mehr aushalten mag. Und der nicht nur aushält, sondern bereitwillig einlädt: „Komm zu mir, wenn du mühselig und beladen bist. Ich will deine Lasten tragbar machen. Komm, lass dich stärken. Du bist nicht allein. Genieß´ die schönen Tage im Leben, sie sind mein Geschenk an dich. Fürchte dich nicht vor den düsteren Tagen, denn dann bin ich dicht an deiner Seite. Du darfst dich jederzeit an mich wenden. Du darfst dich auf mich einlassen.“

Ja, einem solchen Gott mag ich mich anvertrauen. Vorbehaltlos und ohne Absicherung, denn er versteht, lange bevor ich anfange mich stotternd zu erklären. Er trägt meine Lasten und meine Schuld hat er an sein Kreuz geheftet.

„Wer Christus hat, hat genug“, hat Martin Luther einmal in beeindruckender Klarheit gesagt. So soll es sein.

Das wünsche ich Ihnen, liebe Gemeinde, dass Sie Christus in Ihrem Herzen haben. Dann können sie das Leben annehmen mit allen Freuden und Herausforderungen.

Genießen Sie diesen Sommer.
Es grüßt Sie herzlichst
Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk