„Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.“                      

 Andacht zum Ostersonntag am 12.4.2020

Frohe Ostern!

Liebe Gemeinde,

mit einem fröhlichen Bekennerton sprechen wir normalerweise diese althergebrachten Worte. Ja, darum geht es an Ostern.
Und um nichts anderes.
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.
Das verdient ein über alle Maßen frohes und jubilierendes Halleluja.
Natürlich fällt uns das Lob über Gottes Heilstat in der grünenden Frühlingszeit besonders leicht.
Wenn wir schon nicht begreifen können, wie es geschehen konnte, dass Gott in Jesus unsere Gesetzmäßigkeiten von Tod und Leben aufgehoben hat und sich über jede naturwissenschaftliche Regel hinwegsetzen konnte, so haben wir doch Einsicht in das neue Wachstum der Pflanzen und Tiere, das uns jedes Frühjahr so lebendig erscheint wie in keiner anderen Zeit im Jahr. Aus Samen werden Pflanzen, aus dem Korn sprosst der Getreidehalm.
Dabei verschiebt sich der Fokus in der öffentlichen Wahrnehmung des Osterfestes immer weiter Richtung Grünen und Blühen.
Nicht selten beklagen wir die Oberflächlichkeit des zum Kitsch verkommenen süßen Osterhasen, der beim obligatorischen Familienkaffee als gute Tradition an die nächste Generation weitergegeben wird. Wem ginge nicht das Herz auf, wenn die goldigen Kleinen Eier suchen und sich über die liebevoll versteckten Schokohasen hermachen?
Ich möchte an dieser Stelle zu bedenken geben, dass unsere Feierform an manchen Orten schon bedenklich säkularisiert ist.
Aber da ist an Ostern nichts anders wahrzunehmen als an Weihnachten.
Mit traumwandlerischer Zielstrebigkeit feiern Menschen ihre Vorstellung von einem gelungenen Familienfest. Koste es, was es wolle.
Ganz gleich, ob der inhaltliche Bezug zu dem, was wir biblisch von diesem Fest zu sagen haben noch erkennbar ist oder überhaupt besteht.
Sie merken es schon, da reibt sich meine ganze Christenseele am irrwitzigen Verhalten mancher oder besser vieler…Und doch!
Gut, dass die christlichen Feste überhaupt noch in unserer Gesellschaft gefeiert werden. Ich bin dankbar für unsere Feiertagskultur, die staatlichen Schutz genießt.
Denn sie gehört untrennbar zu unserer Kultur dazu. Und so wünsche ich mir einen neuen, von freiheitlicher Neugier getriebenen Umgang mit den alten Festen.
Nicht alles, wie es schon immer war.
Nicht Familienidylle, wo die Bibel doch von einem Wunder spricht, das man zwar nicht im herkömmlichen Sinne erklären, dem man aber sehr wohl trauen kann.
Und in diesem Jahr?
Da ist alles anders. Die Corona-Krise zwingt uns zum Umdenken; gesamtgesellschaftlich, aber auch ganz praktisch in unseren Gemeinden.
Die Gottesdienste sind aus gutem Grund abgesagt. Also kein Kirchgang mit den bekannten Liedern, stattdessen online-Gottesdienste oder Ansprachen.
Auch meine Arbeitsweise ist in Frage gestellt, neue Wege für die Verkündigung der guten Nachricht zu finden. Und so wage ich die Video-Ansprache, in der Hoffnung so die biblische Botschaft von der Auferweckung Jesu in die Häuser und Familien zu tragen.
Bitte nehmt nach guter alter protestantischer Sitte doch selber mal eine Bibel in die Hand. Lest die Ostergeschichten der Evangelisten eigenständig, sprecht in den Familien darüber; lasst Euch anstecken von der Osterfreude der ersten Christinnen und Christen.
Übernehmt in aller christlichen Freiheit, selbst Verantwortung für Euren Glauben. Denn dazu hat uns Gott befreit.
Das Alte ist vergangen. Der Tod hat keine Macht mehr über uns. Und so wie Gott seinen Sohn von den Toten auferweckt hat, so wird er auch an uns tun.
Das ist das große Versprechen, das Gott allein uns Menschen geben kann.
Das dürfen wir hören. Das dürfen wir uns sagen lassen.
Das dürfen wir uns zu Herzen nehmen.
Und dann – Ihr Lieben – dann dürfen wir einstimmen in das Credo der Christenheit:
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!


Haben Sie Vertrauen. Gerade in diesen schwierigen Tagen will Gott uns die Kraft und Hoffnung geben, die wir zum Leben nötig haben.
Und so verbinde ich meinen Segenswunsch mit der Osterbotschaft, die weit über diesen Tag hinaus Geltung behält.

Gott segne und beschütze Sie alle. Er erfülle Ihr Herz mit Zuversicht und schenke Ihnen einen festen Glauben.

Herzlichst

Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk