Text Andacht                     

 Andacht zum Sonntag  am 26.4.2020
„Christus hat für euch gelitten. Er hat euch ein Beispiel gegeben, damit ihr ihm in seiner Fußspur nachfolgt.“     
Dies ist der einleitende Satz zum Predigttext für diesen Sonntag. Er steht im 1. Petrusbrief Kapitel 2, Vers 21.

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Folge ihm in seiner Fußspur nach!“.  Dieser Ruf zur Nachfolge hat etwas Unbekümmertes. Fast ist es ein ermunternder Hinweis:
Schau hin, wie Jesus war - und versuche, es ihm nachzumachen!  
Nachmachen ist ja eine sehr natürliche und wirksame Form des Lernens. Bewegungsabläufe im Sport oder beim Tanzen lernen wir auf diese Weise. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man besonders gerne Menschen nachmacht, die man liebt. Man möchte ihnen ähnlich sein. 

Mich erinnert diese Stelle auch an ein indianisches Sprichwort, das lautet: „Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn Du ihn verstehen willst“.
Ich möchte Jesus gerne ähnlich sein und ich möchte ihn verstehen, denn er fasziniert mich bis heute. Besonders fasziniert es mich, wie er auf Menschen zugeht. Angstfrei und mit einem klaren Blick für ihre Nöte und ihre Träume, ganz egal, ob sie hinter einer schönen oder einer hässlichen Fassade verborgen sind. Jesus lässt sich auf fremde Lebenswege ein, beim Aussätzigen, beim römischen Offizier, bei der Prostituierten und vielen anderen.                                          

In den Spuren von Jesus gehen heißt auf jeden Fall, aus dem Kreisen um mich selbst heraus zu treten.                                          Das wiederum ist eine sehr aktuelle Botschaft jetzt im April 2020!
In der großen Isolierung, die die Corona-Pandemie gebracht hat, kann es einem passieren, dass man nur noch bis zur Grenze der eigenen vier Wände sieht.           

Wie wäre es, wenn die eigenen Füße plötzlich in den Schuhen eines anderen stecken würden, eines Paketboten zum Beispiel, der auch jetzt in Corona-Zeiten bei schlechter Bezahlung unzählige Sendungen zustellt?
Oder wir gehen mit den schweren Beinen einer alten Person, die aus dem Heimzimmer nicht herausdarf, obwohl sie die Nähe anderer so sehr ersehnt.

Zwei Beispiele. Zwei Gedankenwege auf den Spuren Jesu.
Sie verändern etwas. Ein neuer Blick bewirkt ein anderes Verhalten!
Jesus nachfolgen führt hinein in das Mitgehen und Mitfühlen mit anderen.  Unvermeidlich kommen wir dabei mit Leid in Berührung.
Aber wir kommen auch mit Gott in Berührung.
Wir finden echtes Leben und die Vision einer geschwisterlichen Welt wird wirklich – Schritt für Schritt. Amen.

Der heutige Sonntag trägt den Namen Miserikordias Domini.  Das bedeutet „Gottes Barmherzigkeit“. Der barmherzige Gott segne Ihr Leben und Ihr Tun! Amen.

Herzlich grüßt Sie

Pfarrerin Almuth Koch-Torjuul