Denk mal! Im Dezember 2023...

„Die Tage deiner Trauer werden ein Ende haben.“ (Jes.60,20)

Liebe Gemeinde,

auch in dieser Adventszeit sind wir vom Frieden in der Welt so weit entfernt, dass man fast daran verzweifeln möchte. Warum nur schaffen es die Menschen nicht, friedlich miteinander auszukommen? Warum immer wieder dieser Hass?

Und bei allen Erklärungsversuchen der einen und der anderen Konfliktpartei möchte ich als Mutter ihnen zurufen:

Achtet das Leben nicht gering!

Jedes menschliche Leben ist von einer Mutter unter dem Herzen getragen worden, ehe es das Licht der Welt erblickt und in die Geschehnisse und Zwänge dieser Gesellschaften gekommen ist. Jede und jeder ist durch die Mutter mit der großen Menschenfamilie verbunden. Warum ist das so schwer zu respektieren?

Es ist das große Leid so vieler Generationen vor uns, aber auch unserer Tage: Mütter verlieren ihre Kinder! Und Kinder verlieren ihre Mütter! Und Leid, Verbrechen, Gewalt und Krieg nehmen kein Ende.

Über uns lastet die Trauer einer ganzen Generation, die – auch wenn sie in Deutschland nicht direkt in die Kriegsgeschehnisse eingebunden ist – doch vielfach betroffen ist durch Familie, Freunde, Bekannte, Angst vor Terror und Gewalt. Der Nahe Osten, Israel und Palästina, die Ukraine, Europa, die ganze bewohnte Welt erlebt Schrecken, Gewalt, Anschläge und Leid und unzählige Menschenkinder trauern.

Sich dieser Realität zu stellen und nicht einfach die Augen vor den Nachrichten zu verschließen, ist die große Herausforderung in dieser Adventszeit.

Eigentlich sollen und wollen wir uns doch auf das Weihnachtsfest vorbereiten mit allem, was dazugehört: Mit allen liebevollen und hektischen Vorbereitungen, mit Backen und Einkaufen, Schmücken, Singen und Feiern und dem ewigen Gefühl, nicht fertig geworden zu sein.

Und nun sieht unsere Welt so alles andere als adventlich aus. Wie kann da vorweihnachtliche Freude aufkommen? Und so mancher denkt darüber nach, Weinachten ganz ausfallen zu lassen. Das passt doch irgendwie nicht zusammen: die Kriege dort und die Freude aufs Fest hier.

Oder etwa doch? Sollte es in Wirklichkeit ganz anders sein?

Liebe Gemeinde,

die Adventszeit ist eine Zeit der Vorbereitung und des Erwartens. In den vier Wochen der Adventszeit bereiten wir uns intensiv darauf vor, zu feiern, dass mit Jesus das Licht der Welt zu uns gekommen ist. Als vor über 2000 Jahren in Bethlehem Maria ihren Sohn geboren hat, hat eine Zeitenwende stattgefunden. Unsere Welt ist seit diesem ersten Weihnachten kein hoffnungsloser Fall mehr.

Mit und in Jesus ist uns Menschen die eine lebenswendende Hoffnung gesandt, die besagt: Ihr braucht Euch nicht zu fürchten. Ihr braucht nicht zu verzweifeln an Eurem Unvermögen und Versagen. Es gibt Hoffnung. Das Wort des alttestamentlichen Propheten Jesaja – einst dem Volk Israel gesagt – gilt für alle, die sich Gott anvertrauen:

„Die Tage deiner Trauer werden ein Ende haben.“ (Jes.60,20)

Das sind hoffnungsvolle und tröstende Worte in düsterer Zeit und wir dürfen sie hören und annehmen, uns zu Herzen nehmen und auch für die geschundene Welt hören und im Gebet erinnernd vor Gott bringen.

Vor allem dürfen wir uns erfüllen lassen von der festen Überzeugung: Es wird nicht auf ewig finster bleiben, sondern die Tage der Trauer werden ein Ende haben. Die Leiden der ungezählten Mütter und Kinder und Familien werden ein Ende haben und bis dahin sind sie in Gottes Gedächtnis gut aufgehoben. Lasst uns für sie beten und das, was uns als Hilfe möglich ist, beherzt tun!

Das Licht der Weihnacht, das Hoffnungslicht für unsere Welt, leuchtet von der Krippe her.

Denn es ist Jesus, das Kind in der Krippe, der als Erwachsener für uns ans Kreuz gegangen ist, damit wir leben können.

Ich wünsche Ihnen eine besinnliche und gesegnete Advents- und Weihnachtszeit und der Welt den Frieden Gottes.

Ihre Pfarrerin Dr. Yvonne Brunk